Rückbau einer 400 m langen und 70 m hohen Spannbetonbrücke
Lahntalbrücke Limburg
Rückbau einer 400 m langen und 70 m hohen Spannbetonbrücke
- Fakten
- Essay
Bauwerk:
- Bauwerkstyp:
- Straßenbrücke
- Baujahr:
- 2016 - 2017
- Lage:
- Limburg an der Lahn, BAB 3 Köln-Frankfurt
- Konstruktion:
- Spannbeton-Kastenquerschnitt, Herstellung im Freivorbau
- Abmessungen:
Brückenlänge: 396,5 m
Brückenbreite: 2 x 15,0 m
Konstruktionshöhe: 4,0 m
- Inbetriebnahme:
- -
Tätigkeiten:
- Erarbeitung eines Sondervorschlags zum Rückbau
- Statisch konstruktive Planung des Rückbaus der Überbauten und der Pfeiler
- Modifikation von Teilsicherheitsbeiwerten
- Ausführungsplanung:
- der Abbruchzustände
- des sukzessiven Rückbaus
- der Gründung der Hilfsstützen
- nachträgliche Verankerung der Spannglieder
- experimentelle Beprobungen
Auszeichnungen:
Auszeichnung im Deutschen Ingenieurbaupreis 2020
Veröffentlichungen:
Tragwerksplanung beim Rückbau von Spannbetonbrücken
Bautechnik, Volume 95, Heft 1, Januar 2018, S. 6 - 15
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Ausführungsplanung der Rückbauzustände
Die Lahntalbrücke in Limburg überführt die BAB 3 zwischen Köln und Frankfurt als Spannbeton-7-Feld-Träger ca. 70 m über dem Lahntal. Beide Überbauten wurden in den 1960er Jahren durch die Bauunternehmung Wayss & Freytag im Freivorbau mit Taktlängen von 4 m errichtet. Die Besonderheiten der Spanngliedkopplungen und -verankerungen beeinflussten die Planung der Rückbauzustände und vor allem die Festlegung der Trennstellen des Überbaus maßgeblich. Um die hohen Lasten aus der Vorschubrüstung sicher abzutragen, waren Hilfskonstruktionen und Gründungen für die ständig veränderten Bauzustände nachzuweisen. Durch den Einsatz der Vorschubrüstung konnten die Eingriffe in die Umwelt und Infrastruktur des Lahntals sowie die Belastung für die Anlieger minimiert werden.
Modifikation von Teilsicherheitsbeiwerten
Eine Tragwerksplanung für den Rückbau bestehender Bauwerke unterscheidet sich in großen Teilen von einer Neuplanung. Das Bauwerk existiert bereits und die Geometrie sowie die Materialkennwerte können durch eine Bestandsaufnahme zuverlässig ermittelt werden. Diese genaue Erfassung der Geometrie- und Materialeigenschaften der Überbauten der Lahntalbrücke erlaubte eine Modifikation der Teilsicherheitsbeiwerte für das Eigengewicht des Überbaus. Damit konnte der Rückbau wesentlich effizienter und wirtschaftlicher durchgeführt werden.
Innovative Nachweiskonzepte
Die rechnerische Nachweisführung der Rückbauzustände erforderte zahlreiche zum Teil weit auf der sicheren Seite liegende Annahmen, z.B. zum nachträglichen Verbund- und Verankerungsverhalten der Spannglieder bei Rückbau oder Materialeigenschaften des Betons. Durch eine gezielte Bestandserfassung und -untersuchung konnten die zu treffenden Annahmen abgesichert und verifiziert werden und bildeten die Grundlage für eine versuchsgestützte Nachweisführung.